Ich muss nochmal auf diese Rechnung zurückkommen:
Das sehe ich auch so. Vor allem fehlen mir in der Rechnung von beautiful.south jegliche Getränke. Da ist nicht mal Leitungswasser einkalkuliert, geschweige denn mal eine Tasse Kaffee oder Tee. Dabei dürfte das ja wohl noch als Grundversorgung gelten.
Das Mittagessen finde ich extrem spartanisch. So kann mal MAL essen, wenn man gerade abnehmen will, aber nicht ernsthaft über längere Zeiträume, wenn man dabei leistungsfähig bleiben will (und das unterstelle ich mal, wenn von "gesunder Ernährung" die Rede ist und davon, dass man aus der Hartz IV-Situation ja wieder rauskommen will und soll). Weit und breit auch kein Stück Fleisch oder Fisch. Wer vegetarisch essen will, kann das ja machen, aber per Hartz IV dazu gezwungen werden sollte niemand.
Die Rechnung erscheint mir auch in sich nicht sehr stimmig. Nur ein Beispiel: Ein Kilo Äpfel kostet locker mal 3 Euro im Kaufland; klar, es geht auch oft billiger im Angebot, aber was von Ernährungsexperten immer empfohlen wird, sind ja Beeren, weil die weniger Zucker enthalten (und dabei besonders viele wichtige Nährstoffe). Und Beeren kosten deutlich mehr. Wenn man also als Hartz-IVer vom gesundheitlichen Nutzen einer solchen Ernährung profitieren will, sieht man ganz schön alt aus.
Aber als ich das eben alles gelesen habe, ging mir noch etwas ganz anderes durch den Kopf - dieser kleine Exkurs sei erlaubt. Der Verpflegungs-Tagessatz in Seniorenheimen liegt teilweise noch deutlich unter dem Hartz-IV-Satz. Meine Mutter lebt in einem Seniorenheim und ich habe neulich die Aufschlüsselung der Kosten gesehen. Da wird für die tägliche Verpflegung mit
4 Euro kalkuliert. Meine Mutter ist ein Mensch, der von Natur aus immer eher zufrieden ist und nicht jammert und sich nicht beklagt. Das einzige, was sie am Heim zu kritisieren hat, ist das Essen! Und warum? Weil es nur äußerst selten und in sehr geringen Mengen mal Salat oder Obst gibt. Stattdessen täglich die ewig gleichen 2 Brotsorten, die gleiche Wurst tagein, tagaus...
Wir schleppen deshalb ständig Obst und Säfte bei ihr an, auch Salate wenn möglich. Aber das kann's ja nicht sein. Ich finde es unglaublich, dass für die Ernährung der alten Menschen so wenig eingesetzt wird. Wie sollen sie denn da gesund bleiben und - zum Beispiel - auch einem Infekt mal was entgegensetzen? Ich kann mir im Übrigen auch nicht vorstellen, dass solch eine vitaminarme Ernährung bei Demenz hilfreich ist; ich vermute eher, dass sie das Problem zusätzlich verstärkt.
Ich sehe nicht, wo das Problem sein soll, wenn die Pflegesätze monatlich um 30 oder 60 Euro erhöht werden müssten und die Oldies dafür eine ordentliche Ernährung bekämen. Das wäre ja schon eine Steigerung des Lebensmittelanteils um 25 bzw. 50 %, dafür müsste ja auch mal Obst zu bekommen sein - zumal ja groß eingekauft werden kann. Angesichts der Gesamtkosten von um und bei 3000 Euro monatlich kann es an den paar Euronen doch nicht scheitern.